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Der Masslose

Ein Mensch, der manches liebes Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Ist keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihn jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich selbst die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und er rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt -
Doch seitdem ist der Mensch verrückt

Immer höflich

Ein Mensch grüßt, als ein Mann von Welt,
Wen man ihm einmal vorgestellt.
Er trifft denselben äußerst spärlich,
Wenn´s hochkommt, drei-bis viermal jährlich
Und man begrinst sich, hohl und heiter,
Und geht dann seines Weges weiter.
Doch einmal kommt ein schlechter Tag,
Wo just der Mensch nicht grinsen mag;
Und er geht stumm und starr vorbei,
Als ob er ganz wer andrer sei.
Doch solche Unart rächt sich kläglich:
Von Stund an trifft er jenen täglich.

Man wird bescheiden

Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
Daß er einst das kriegt, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt.

Entwicklung

Ein Mensch, der beste Mensch der Welt,
Wird eines Tages angestellt

Und muß - er tuts zuerst nicht gern -
Laut bellen nun für seinen Herrn

Bald wird er, wie es ihm geheißen,
Die Zähne zeigen, ja gar beißen.

Er wird sein Amt - im Bild gesprochen -
Wild fletschend, wie der Hund den Knochen,

Dem einer ihm mißgönnt, verteidigen -
Ein schiefer Blick kann ihn beleidigen.

Dann wird er milder, Zahn um Zahn
Wird stumpf und fängt zu wackeln an -

Bis schließlich er, als Pensionist,
Fast wieder Mensch geworden ist.

      Methaphysisches

    Ein Mensch erträumt, was er wohl täte,
    wenn wieder er die Welt beträte.
    dürft er zum zweiten Male leben,
    wie wollt er nach dem Guten streben
    Und streng vermeiden alles Schlimme!
    Da ruft ihm zu die innre Stimme:
    "Hör auf mit solchem Blödsinn, ja?!
    Du bist zum zwölften Mal schon da!"

Herstellt Euch!
Ein Mensch hat einen andern gern,
Er kennt ihn, vorerst, nur von fern
Und sucht, in längerm Briefewechseln
Die Sache nun dahin zu drechseln,
Daß man einander bald sich sähe
Und kennen lernte aus der Nähe.
Der Mensch, erwartend seinen Gast,
Vor Freude schnappt er über fast.
Die beiden, die in manchem Briefe
Sich zeigten voller Seelentiefe,
Sie finden nun, vereinigt häuslich,
Einander unausstehlich scheußlich.
Sie trennen bald sich, gall- und giftlich -
Und machen's seitdem wieder schriftlich.